Forschung bei realitylab (Stand 2023)

Unsere Fragen und Themen

Im September 2020 hatten wir uns bei der realitylab-Klausur in der Südsteiermark vorgenommen, mehr auf „Gemeinschaffen“ und seine Erforschung zu setzen. Die folgenden allgemeinen Fragen und Themen interessieren uns besonders:

  • Da wir vom Wohnen / Wohnbau kommen und hier mit unseren Baugruppen gewachsen sind, interessieren uns auch andere Formen von Ressourcengemeinschaften in den Bereichen Energie, Ernährung und Mobilität.
  • Macht es Sinn diese Bereiche miteinander zu verknüpfen? Welche Synergien gibt es? Wie können Ressourcengemeinschaften voneinander lernen?
  • Wie organisieren sich Ressourcengemeinschaften beim Entwickeln, Teilen, Verwalten, Organisieren von Ressourcensystemen, damit sowohl die Gemeinschaften als auch die von ihnen bewirtschafteten Ressourcensysteme nachhaltig bestehen können?
  • Welche Rollen spielen digitale Medien und Werkzeuge? Welchen Einfluss hat Technologie auf Gemeinschaffen? Welche Chancen und Risiken ergeben sich?
  • Wie können Ressourcengemeinschaften helfen, den CO2 Verbrauch zu senken, rasch klimawirksame Maßnahmen setzen und – ganz allgemein – zu positiven Entwicklungen (z.B. bei Diversität und sozialer Inklusion) beitragen?

Unsere Quellen und Ressourcen

Bei unseren Aktivitäten ist es für uns von zentraler Bedeutung den Anschluss an die internationale Forschung im Bereich Urban Commons / Commoning zu behalten. Die Arbeiten von Elinor Ostrom, Silke Helfrich und David Bollier sind für uns wichtige Eck- und Anhaltspunkte. Wir sind in die relevante Literatur eingearbeitet und pflegen daher auch Literaturlisten insbesondere zu den Themen Commons / Gemeinschaffen sowie verwandten Themen aus den Sozialwissenschaften und dem Urban Design:

Urban Commons / Gemeinschaffen

Gemeinschaftliches Wohnen

Kooperative Stadtentwicklung / Collaborative Citymaking

Mediation / Konfliktlösung / Gewaltfreie Kommunikation

Viele der erfassten Bücher können in unserer Präsenzbibliothek gelesen werden:

Da Gernot Tscherteu Mitbegründer des Media Architecture Institutes (seit 2009) und der Media Architecture Biennale (seit 2010) ist, gibt es einen bewährten Rahmen für internationale Vernetzung und auch Gelegenheiten eigene Forschungsergebnisse mit internationalen Kolleg:innen zu diskutieren.

Unsere aktuellen Forschungsschwerpunkte

Mit unseren aktuellen Projekten setzen wir folgende Forschungsschwerpunkte:

  • Nachhaltige und partizipative Stadtentwicklung mit den Aspekten
    • bereichsübergreifendes Management von Abwasser, Energie, Fassadenbegrünung, Freiraum und anderen Ressourcen
    • Qualitätssicherung, Monitoring von Qualitätsvereinbarungen
    • Design und Moderation von Stakeholderprozessen in urbanen Settings
    • Arbeiten und Wohnen / gemischte Nutzung
    • integrale Planung, Umsetzung und Verwaltung von neuen Quartieren
  • sozial nachhaltiges Quartiersmanagement mit den Aspekten
    • Integration der Bewohner:innen bei der Planung, Umsetzung und Verwaltung von neuen Quartieren,
    • wobei soziale und ökologische Nachhaltigkeit miteinandere verbunden werden.
    • Entwicklung von neuen Formen der Teilhabe und Partizipation für Bewohner:innen – z.B. in Form von genossenschaftlich organisierten Ressourcengemeinschaften.
    • Mobilisierung von Bewohner:innen für die Klima- und Energiewende.
    • Kostenreduktion und mehr sozialer Zusammenhalt durch innovative Formen der Kooperation in den Bereichen
      • geteilte Mobilität
      • Ernährung (z.B. Foodcoops)
      • Energiegemeinschaften
      • Baugruppen und genossenschaftlicher Wohnbau
  • Sanierung und Bestandsentwicklung mit den Aspekten
    • innovative Hausverwaltung und nachhaltiger Betrieb von Wohnhausanlagen
    • soziale Begleitung von Transformationsprozessen – insbesondere während der Sanierung
    • Baugruppen als Motor für die innovative und nachhaltige Sanierung von Gebäudebeständen (z.B. von Zinshäusern)
  • Aufbau und laufende Begleitung von Energie- und anderen Ressourcengemeinschaften
    • Visionsentwicklung und Gemeinschaftsbildung
    • Entwicklung von gemeinschaftlichen Organisationsmodellen (z.B. auf Soziokratie basierend)
    • Entwicklung von gemeinschaftlichen Rechtsformen (z.B. Verein oder Genossenschaft)
    • Entwicklung von passenden Finanzierungsformen (z.B. Vermögenspool)
    • Aufbau von kooperativen Nahwärmenetzen im urbanen Bereich – auch im Altbestand
  • geteilte Mobilität
    • Prozesse und SW-Lösungen für geteilte Mobilität
    • Leitfäden für geteilte Mobilität
  • urbane Landwirtschaft
    • Entwicklung von gemeinschaftlichen Organisations- und Geschäftsmodellen für urbane Landwirtschaft
    • Einbeziehung von Nutzer:innen im Wohnbau
    • Integration in urbane Ernährungskonzepte

2023 packen wir neue Projekte und Themen an:

Unser einjähriges Forschungsprojekt mit dem Titel „die Verwaltung der Zukunft“ initiiert einen Innovationsprozess für die Hausverwaltungen der gemeinnützigen Bauträger. Das Projekt versteht sich als Einladung an alle, die die Bedeutung der Hausverwaltungen sichtbar machen und ihre Rolle für eine sozial nachhaltige und klimafitte Zukunft mitgestalten wollen. Des Projektteam (Andrea Reven-Holzmann, Carmen Böcskör und realitylab) möchten vor allem den Hausverwalter:innen selbst eine Plattform für Austausch und Entwicklung bieten und ladet Euch herzlich ein mitzumachen! (Website in Progress)

Mit unseren Projekten „soziale Wärme-Teilhabe-Modelle“ und „DekarbGen“ erforschen wir Modelle für die Dekarbonisierung von Stadtquartieren insbesondere von urbanen Bestandsgebieten. Wir richten den Fokus auf Gebiete, die sich nicht an die Fernwärme anschließen können (oder wollen). Dort wollen wir die Entstehung von Nahwärmenetzen begleiten und dafür passende Formen der Organisation, Finanzierung und passende Rechtsformen (vergleichend) untersuchen. Einen Schwerpunkt werden wir auf genossenschaftliche Modelle legen. Hier erwarten wir uns generell Impulse für die Quartiersentwicklung – nicht nur im Bereich Energiegemeinschaften, sondern auch für geteilte Mobilität, urbane Landwirtschaft und natürlich für geteilte Gemeinschaftsräume. Wir gehen nämlich davon aus, dass wir nicht für jeden Bereich und jede Ressource eigene Organistionsstrukturen im Quartier aufbauen müssen, sondern Ressourcengemeinschaften entwickeln, die ganz allgemein das Teilen von Ressourcen (seien es Fahrzeuge, Energieanlagen und Netze, Gemeinschaftsräume, Fassadenbegrünungen, urbane Landwirtschaft usf.) voranbringen und möglichst viele Menschen in klimawirksame Aktivitäten involvieren. Hier geht es um die richtige Mischung von Bottom-up und professionellem Management.

Mit dem Projekt ZuZugLeben in einer Wohnhausanlage der ÖBB in St. Pölten sind wir schon mitten im Bereich „Sanierung und Bestand“ angekommen. Gerade erarbeiten wir ein Konzept für den „Hausmeister 3.0„. Damit meinen wir eine Form des nachhaltigen Betriebs von (sanierten) Wohnhausanlagen, die – siehe Absatz darüber – das Teilen und Managen von Ressourcen vorsieht. Beim Hausmeister 3.0 geht es natürlich auch um die Person des Hausmeisters / der Hausmeisterin, die neben dem Betrieb von Anlagen und Ressourcensystemen auch eine wichtige soziale Aufgabe übernimmt. 

Mit dem Projekt „Zinshaus X Baugruppe“ packen wir das Thema „Sanierung“ noch tiefgreifender an: Nicht selten sind die Eigentümer mit der Finanzierung und den technischen Herausforderung bei der Sanierung ihres Altbestands – z.B. eines Zinshauses – überfordert. Mit dem Projekt soll erforscht werden, auf welche Weise Baugruppen bei der Sanierung von Zinshäusern helfen können, nachhaltige Sanierungen umzusetzen, um den CO2 Ausstoß im Altbestand zu reduzieren und rasch klimawirsame Maßnahmen zu setzen.

Das Know-How aus unseren Forschungsprojekten können wir in unseren laufenden Projekten, insbesondere für unsere 2022 gewonnenen Bauträgerwettbewerbe einsetzen. Beim Projekt OhLaLaa (Gewog / g.o.y.a. / wup / EGKK / realitylab) ist z.B. der Aufbau einer urbanen Landwirtschaft mit Andreas Gugumuck und dem „Zukunftshof“ vorgesehen, für die wir unsere Erkenntnisse zum Hausmeister 3.0 und zu neuen Organisationsstrukturen im Quartier gut gebrauchen können. Wie bisher werden sich unsere Forschungsprojekte und laufenden Projekte für „Soziale Nachhaltigkeit“ und Baugruppen gegenseitig befruchten.

Unsere Forschungsprojekte und Forschungpartner

Die oben genannten Fragen, Themen, Schwerpunkte und Aspekte find sich in unseren Projekten wieder:

2022 abgeschlossene Forschungsprojekte:

Neu gestartet im Jahr 2022:

Im Jahr 2023 starten:

Wir danken unseren Forschungspartnern und den Fördergebern und -programmen!

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