Wie sieht gemeinschaftliches Wohnen in anderen europäischen Ländern aus? Was für Gemeinsamkeiten, was für Unterschiede sind erkenntlich? Welche Projekte gibt es und vor allem: was kann man voneinander lernen?
Das Kollektiv Lacol, die gerade erst für ihr Projekt „La Borda“ den Mies van der Rohe-Award gewonnen hat, hat sich und ihre Arbeit im Rahmen der IBA und einer Vortagsreihe am Spanischen Institut in Wien vorgestellt und den Zuhörer:innen ihr Verständnis von gemeinschaftlichen Wohnen und Architektur näher gebracht.
Architektur ist die gemeinschaftliche Infrastruktur für Nachhaltigkeit.
– Kollektiv Lacol
Wer ist…?
Lacol ist ein Kollektiv von Architekt:innen die sich 2009 im Stadtviertel „Sants“ in Barcelona zusammengeschossen haben. Ihr Büro haben sie immernoch im selben Viertel, sind aber mittlerweile in eines ihrer eigenen Projekte, die „La Comunal“ umgezogen – ein kooperativer Ort von diversen Organisationen und Projekten solidarischer Wirtschaft, die sich zusammengeschlossen haben und sich die Räume und Infrastruktur dort teilen.
La Borda, La Balma und viele weitere Projekte
Das Projekt „La Borda“ ist ein gemeinschaftliches Projekt im Stadtviertel Sants und ist auf dem Gelände einer alten Fabrik entstanden. Aus Protest gegen die Entwicklungspläne einer Immobiliengesellschaft wurde ein Gebäude besetzt und ein Beteiligungsprozess in der Nachbarschaft für das Viertel gestartet. Heute leben im möglichst nachhaltig konstruierten Gebäude die Bewohner:innen ganz nach dem Motto „we build housing to build community“.
„La Balma“ – mit einer 200m2 großen Terrasse, einem Lesesaal und einer großen, offenen Gemeinschaftsküche im Erdgeschoss ein weiteres Projekt vom Kollektiv Lacol. Durch die Anordnung und Gestaltung der Erschließungsgänge werden Begegnungen der Bewohner:innen gefördert und offene Räume für Austausch und gemeinschaftliches Zusammenleben geschaffen.
Die 4 Prinzipien von Lacol
- Partizipation der Bewohner:innen
Der Gedanke der Selbstorganisation, um gemeinsam zu wohnen, ist in Spanien noch relativ neu. Deshalb werden von Beginn der Projekte an die Bewohner:innen in die Ausgestaltung und Planung miteinbezogen.
- Neuformulation des Wohnbauprogramms
Bei der Neuformulation geht es vorwiegend darum den Fokus auf die Bedürfnisse und Vorstellungen der zukünftigen Bewohner:innen zu legen: Was für gemeinschaftliche Nutzungen wollen sie? Wie sollen diese aussehen und wo sollen diese sein? Was wollen sie teilen? All das steht unter dem Prinzip, dass das Teilen von Gütern nicht nur effizienter ist und weniger Platz verbraucht, sondern den Räumen auch mehr Qualität verleiht.
- Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit bedeutet weniger zu konsumieren und mehr zu teilen und das bezogen auf alle Bereiche, von Energie über Wasser, Baumaterialien und Gebrauchtsgegenstände. Lacol hat es zudem geschafft, dass das Projekt „La Borda“ das erste ist, wo nicht die davor noch geltende Vorschrift der Pflicht zur Errichtung der minimalen Pkw-Stellplatzanzahl bei Neubauprojekten angwendet werden musste.
- Kreisläufe
Die Projekte wie „La Borda“ sind so konstruiert, dass Begegnungen und Räume der Begegnung geschaffen werden, sodass es das Kennenlernen und zufällige oder bewusste Treffen der Nachbar:innen begünstigt. Dafür sorgt der Innenhof in der Mitte und den dazu ausgerichteten Gänge des Projektes – wobei die Gänge zudem auch die wohnungseigenen Balkone darstellen.
Was kann man davon lernen?
Das Kollektiv Lacol versucht gerade Partizipationsprozesse stärker zu systematisieren und das Prinzip der Selbstorganisation und dem Ressourcenteilen für die Bewohner:innen laufender und zukünftiger Projekte aber auch darüber hinaus, näher zu bringen. Der Austausch und Diskurs auch über Ländergrenzen hinweg ist somit ebenso wichtig und spannend und nur so kann man von anderen lernen, Erfahrungen austauschn und eine gemeinschaftliche Weiterentwicklung vorantreiben.
Willst du mehr über unsere Projekte erfahren? Dann schau auf unserer gemeinschaffen-Website vorbei und lass dich inspirieren!
Quellen:
http://www.laborda.coop/en/