Die Seestadt ist eines der größten Stadtentwicklungsgebieten Europas. Im 22. Wiener Gemeindebezirk wird auf dem ehemalig größten Flugfeld in Österreich seit 2011 rund um den Asperner See gebaut. Mit einer Fläche von 240 Hektar entspricht das Planungsgebiet circa der Fläche des historischen Stadtzentrums von Wien.
Womit alles begann…
Die Planungen der Seestadt begannen bereits Anfang der 2000er Jahre mit einem Ideenwettbewerb. Der letztendliche Masterplan wurde in einem internationalen Architekturwettbewerb vom schwedischen Büro Tovatt Architects & Planners gewonnen und mit einem Planungshandbuch über öffentlichen Raum des dänischen Architekten Jan Gehl ergänzt. Aktuell sind die ersten Quartiere fertig und es wird fleißig weitergebaut. Bis die gesamte Seestadt jedoch fertig ist, wird es wohl noch einige Jahre dauern.
Autoarm und grün – die Ziele der Seestadt
Was wohl besonders für die Seestadt ist, ist unter anderem der Entwicklungsprozess. Ausgehend vom See als Zentrum werden die Quartiere nacheinander erbaut und besiedelt. Neben der Ringstraße als zentrale Erschließung, wird die Seestadt weitestgehend MIV-frei gehalten, um Fußgänger:innen und Radfahrer:innen mehr Raum zu gewähren. Zudem sind 50% der Fläche für den öffentlichen, Frei- und Grünraum vorgesehen.
Ein Anliegen des Architekten war es zudem den Bewohner:innen in der Seestadt kleine Flächen zu überlassen, deren Nutzen noch offen ist, sodass der Nutzen erst später durch die dort wohnenden Menschen gefunden und die Flächen selbst nach eigenen Ideen gestaltet werden können.
In der Seestadt finden Baugruppen neuen Platz
Mittlerweile bestehen schon einige Baugruppen in der Seestadt, wie zum Beispiel der Leuchtturm oder der Seestern Aspern. Gemeinsam haben sie eines: der Wunsch ihren Lebensraum selbst zu gestalten und miteinander statt nebenher zu wohnen. Von Fahrradabstellraum, gemeinsamer Waschküsche oder Gemeinschaftsküche – den Gemeinschaftsräumen der Baugruppenprojekte kommt eine besonders hohe Bedeutung zu als Ort des Austausches und wo gemeinsam wohnen stattfinden kann.
Das Wohnen vor allem ist so ein zentraler Lebensbereich, dass viele Menschen das selbst gestalten wollen und da gibt es bei uns Baugruppen einfach die Möglichkeit das selbst in die Hand zu nehmen und das gemeinschaftlich zu machen.
– Gernot Tscherteu, Gründer von realitylab und Bewohner der Baugruppe „Seestern Aspern“
[…] Hier haben wir unseren zentralen Begegnungsraum. Das nennen wir das Atrium der Nachbarschaft. Hier wollen wir als Bewohner:innen uns treffen. Hier wird es eine kleine Waschbar geben, wo wir uns treffen, die Kinder spiele,n wir gemütlich auf dem Sofa sitzen […] oder einfach beim Heimkommen einen Nachbarn treffen.
– Gabriele Jansky, Bewohnerin der Baugruppe „Leuchtturm“
Ein weiteres Projekt im Seeparkquartier der Seestadt ist „Mischa – der perfekte Mix für Wohnen, Arbeiten und Freizeit“. Mischa wurde 2017 in einem partizipativen Prozess mit der Unterstützung von realitylab gestartet und wurde 2019 bezogen. Auch bei Mischa geht es primär um den Gemeinschaftsgedanken – respektvoll miteinander umzugehen und Raum für gemeinschaftliche Nutzung zu schaffen.
Der Beitrag von Baugruppen dabei ist vielschichtig und nicht nur für die Bewohner:innen deutlich, sondern auch in Nachbarschaften und im Quartier ersichtlich. Insbesondere jetzt hat sich gezeigt, dass Baugruppen auch in Krisenzeiten für mehr Stabilität sorgen können.
Hier das Video zum nachschauen:
Du willst Baugruppen oder gemeinschaftliche Projekte aus der Seestadt genauer kennenlernen? Auf unserer gemeinschaffen-Website findest du neben dem Leuchtturm Aspern und dem Seestern Aspern noch eine Vielzahl an Projekten, die ebenfalls von realitylab begleitet wurden.
Quellen: