„Wie kleine Dinge Großes bewirken“ – Teil 1: Mobilität

Wir stecken mitten in einer Klimakrise und die Auswirkungen lassen sich nicht mehr leugnen. Viele Aktivist:innen sind skeptisch, dass bei dem aktuell stattfindenden Klimagipfel in Glasgow die Vertreter:innen von ca. 200 Staaten wirkungsvolle Maßnahmen beschließen, um die Erderwärmung zu stoppen.

Auf Transparenten bei Demonstrationen für mehr Klimaschutz sind Forderungen und Statements zu lesen wie „system change not climate change“, „Warum für die Zukunft lernen, wenn ihr sie zerstört“ oder „Es gibt keinen Planet B“. Mit lauten Sprüchen, Transparenten und Reden richten sich Demonstrant:innen an politische Entscheidungsträger:innen und versuchen mit viel Engagement Druck auf die Politik auszuüben. Sie fordern, dass die wichtigen großen Hebel betätigt und zukunftsweisende Gesetze verabschiedet werden, um ambitionierte Klimaziele zu erreichen, bevor es zu spät ist.

Derzeit könnten wir angesichts mangelnder Fortschritte im Kampf gegen diese Klimakrise in Frustration oder Tatenlosigkeit verfallen.

Es sind oft auch die kleinen Dinge, die manchmal Großes bewirken, die uns im Moment wirken lassen. Sie inspirieren andere zum Mitmachen und haben neben einem kleineren Beitrag für den Klimaschutz zum Beispiel einen großen Mehrwert für die Gesellschaft.

Der heutige Beitrag zeigt drei inspirierende Beispiele im In- und Ausland aus dem Bereich Mobilität. Ideen und Projekte die klein begonnen haben und einen wichtigen Beitrag zur klimagerechten Verkehrswende leisten.

Mit diesem Beitrag möchten wir Mut und Lust auf Projekte machen, die auf eine Gesellschaft und Nachbarschaft bauen, die gemeinsam attraktive und klimafreundliche Zukunft denken und so mehr Lebensqualität in Städten und auf dem Land ermöglichen. Wo neben Reduktion der Emissionen, einer nachhaltigen Ressourcenteilung, eine Gemeinschaftsbildung gefördert wird, Wissen vermittelt und Bewusstseinsbildung stattfindet. Projekte, die mancherorts einen Stadtteil und ihre Bewohner:innen nachhaltig verändern.


Der Bicibús – Fahrradbus in Barcelona

Was mit 5 Familien im Stadtteil Eixample von Barcelona begann hat sich zu einer regelrechten Nachbarschaftsbewegung entwickelt, an der bereits nach kurzer Zeit hunderte Eltern mit ihren Kindern teilnehmen.

Der Bicibús funktioniert wie ein Schulbus. Derzeit fahren jeden Freitag Eltern gemeinsam mit ihren Kindern mit dem Fahrrad in die Schule. Bei Zwischenstopps auf der Strecke schließen sich weitere Mitfahrer:innen an. Der Bicibús wird von der Polizei begleitet und die Straße ist für diesen Zeitraum für Autos gesperrt.

Familien nutzen die steigende Popularität des Fahrradverkehrs, um eine Gemeinschaft aufzubauen und erhoffen sich so den Ausbau an sicheren und umweltfreundlichen Schulwegen für ihre Kinder.

Das Bicibús Programm hat nebenbei noch viele andere positive Wirkungen wie zum Beispiel:

  • Verbesserung der Autonomie der Kinder,
  • Erhöhung der Fahrsicherheit und Mobilität aller Teilnehmer:innen,
  • Verkehrsberuhigung und dadurch weniger Emissionen
  • Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum und seiner bisherigen Nutzung,
  • Gesundheits- und Gemeinschaftsförderung

Quellen:


Lenkerbande – Räder für alle!

Verein und Sozialprojekt zur Förderung solidarischer Mobilität

Die „sharing economy“ ist in aller Munde – von solidarischer Ökonomie spricht jedoch kaum jemand. Wir glauben, dass der Sinn vom Teilen nicht der des Profits ist. Anstatt öffentliche Ressourcen für den Gewinn Weniger zu nutzen, möchten wir das Wohl der ganzen Gesellschaft fördern.

Lenkerbande

Das Engagement und die solidarische Haltung der Vereinsmitglieder sind inspirierend, die Aktivitäten und Ansätze des Vereins vielschichtig.

Im Jahr 2015 hat der Verein mit dem Projekt IntegRADsion Menschen mit Fluchterfahrung Teilhabe durch Mobilität ermöglicht. Aufbauend auf diesen Erfahrungen, haben sie sich das Ziel gesetzt, so vielen Menschen wie möglich einen niederschwelligen Zugang zu günstigen Rädern zu ermöglichen.

In ihren Selbsthilfewerkstätten Kompetenzentrum für Bahnhofsräder und in der Absteige findet man ein reichhaltiges Angebot an Werkzeugen und Ersatzteilen sowie engagierte Helfer:innen, die bei der Reparatur des eigenen Rades unterstützen. Defekte oder ungenutzte Fahrräder werden auch als Spenden entgegengenommen und die Lenkerbande kümmert sich um eine sinnvolle Weiterverwendung.

Auch der Umweltschutz kommt nicht zu kurz, so wurde die Werkstatt mit Recycling Materialien eingerichtet.

Ebenso bietet die Lenkbande mobile Fahrradchecks und Fahrradreparaturkurse an.

Wir von realitylab freuen uns aktuell über die zukünftige Kooperation mit der Lenkerbande in den Baugruppenprojekten Vis-à-Wien und im Treibhaus Donaufeld.

lenkerbande.at


Elfride – Verein für nachhaltige Mobilität und Carsharing

Auf der Homepage vom Verein Elfride und auf der VCÖ Seite heißt es zu den Zielen des Vereins: „wir sind Öko und das ist gut so“, sowie „Elfride soll sich am besten selbst abschaffen – dann wenn alle Wege ohne Auto bestritten werden können“. Bis dahin und seit 2013 bietet der Verein seinen Mitgliedern im 7. und 8. Bezirk (Mitgliedsbeitrag entfällt bei ÖBB Zeitkarte und bei einer Jahreskarte der Wiener Linien) ein einfaches Carsharing und nachhaltige Mobilität.

Der Verein möchte mit ihrem Carsharing den ökologischen Fußabdruck vermindern und nicht, dass das geteilte Auto die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder anderen ökologischeren Fortbewegungsarten ersetzt. So ist z.B. eine Buchung erst ab 4 Stunden möglich. Der Verein beleuchtet alle Potentiale zur C02 Einsparung von der Buchung bis zum Kraftstoff sowie das Fahrzeug in seinem gesamten Lebenszyklus.

Dem Verein stehen derzeit zwei PKW 24/7 zur Verfügung. Das Interesse an dieser Form der Ressourcenteilung ist derzeit groß, sodass die Anschaffung eines dritten E-Autos angedacht ist. (Quelle: Große Nachfrage nach Car Sharing – Wien heute vom 19.10.21 um 19 Uhr)

Nicht nur Fahrzeuge werden bei Elfride geteilt. Der Verein teilt Erfahrungen und Know-how rund um das Thema Carsharing und leistet somit einen wertvollen Wissenstransfer und eine Bewusstseinsbildung rund um das Thema nachhaltiger Mobilität. So auch bei unserer Startveranstaltung zu gemeinschaffen am 8.Juli 2021.


Für uns von realitylab ist Klimawandel auch eine soziale Frage.

Daher unterstützen, begleiten und initiieren wir von realitylab Projekte, die mehr Mitbestimmung und Gemeinschaft fördern und den Klimaschutz ebenso im Fokus haben wie auch andere aktuelle Herausforderungen des Zusammenlebens.

Zum Thema Mobilität

  • begleitet realitylab aktuell die Förderberatung des Mobilitätsfonds Wien,
  • konzipiert, unterstützt und begleitet im geförderten Wohnbau zukunftsweisende Mobilitätskonzepte und Projekte von und für Bewohner:innen und
  • erarbeitet gemeinsam mit lokalen Akteur:innen und den Bewohner:innen einen Umsetzungsleitfaden mit Handlungsempfehlungen für einen Mobilitätspool im Sonnwendviertel Ost

Hast du eine ähnliche Initiative gestartet oder Projektideen, über die wir hier berichten könnten? Oder suchst du noch Mitwirkende für dein Projekt und möchtest dich darüber austauschen?

Wir freuen uns über deine Kontaktaufnahme unter gemeinschaffen@realitylab.at.

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