Gemeinschaffen und Urban Commons – Einblicke ins Urban Commons Cookbook

Bei der Startveranstaltung am 08.07.2021 ist Mary Dellenbaugh-Losse extra aus Berlin nach Wien gereist um uns praktische Beispiele der Urban Commons näher zu bringen. Es ist möglich den Vortrag nachzuschauen (s.u.), hier sollen Kernsapsekte des Vortrages zusammengefasst werden.

Erste Folie der Präsentation von Mary Dellenbaugh-Losse mit Deckblatt des Buches Urban Commons Cookbook.
(c) Dr. Mary Dellenbaugh-Lose

Urban Commons sind für Mary Ressourcen in der Stadt, die in einem gemeinnützigen, (pro)sozialen und partizipativen Prozess verwaltet werden. Es ist also ein kollektiver Prozess für den Zugriff auf die Verwaltung und die Entwicklung einer Ressource, welcher meist agil und flexibel organisiert ist.

Schlüsselaspekte der Urban Commons

Urban Commons entkommerzialisieren, da es um den Nutzwert, nicht den Tauschwert gehen. Sie bestehen daher in einer Spannung zwischen Konsumgütern und Öffentlichen Gütern. Eine Gefahr für Commons können eine Einhegung (Zaun, Zutrittserschwernisse usw.) sein, wie sie von der Öffentlichen Hand des öfteren umgesetzt werden.
Ein großes Vorbild für Mary ist die erste Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom. Sie hat unzählige Commons analysiert und Gemeinsamkeiten entdeckt. Dort setzen wir heute an. Für Mary gibt es drei Schlüsselaspekte des Erfolgs für Urban Commons: Verfügbarkeit der Ressource, Zusammenschluss und Organisationsform von Menschen und das Commoning.

Machen.. Commoning. Do it. Make it happen.
Fünf Beispiele aus dem Buch Urban Commons Cookbook (das Buch behandelt 8 Projekte, s.o.) stellt Mary als Best Practice exemplarisch vor. Sie haben alle irgendwann einfach mal angefangen. Trau dich und mache es einfach, ist ihr Tipp.

Bike Kitchen Bratislava
Ein Community Fahrradverleih mit Selbsthilfewerkstatt, Events und politischen Aktionen fürs Radfahren. Besondere Merkmale sind die Integration digitaler Werkzeuge um Commoning zu fördern, ein Kredit System für den Fahrradverleih der Unterstützung belohnt und Nutzung etwas kosten lässt. Alle Nutzer:innen müssen hier ihre Fähigkeiten in eine Liste eintragen, die der Gesamtgruppe zur Verfügung steht – damit gibt es eine umfangreiche Datenbank an Helfer:innen. Man darf einmal Nein sagen, beim zweiten Mal muss man dann Ja sagen.

Holzmarkt Berlin
Komplexe Gestalt aus zwei Genossenschaften und einer Bürgerorganisation. Eine Kooperation mit der Abendrot Stiftung half beim Zugang zu Ressourcen (Grundstück) und Vertrauen von Banken zu gewinnen. Bis heute ist es als iterativer Prozess betrachtet, der viele Zwischennutzungen ermöglicht, bis das Grundstück in seine eigentliche Verwendung übergeht. Besonderes Merkmal des Commonings: Eine Person alleine kann nie etwas verhindern – es braucht mindestens eine weitere Person die einen unterstützt.

Kalkbreite Zürich
Ein partizipativer Ansatz von Anfang an, der es ermöglichte, dass ein Mitplanen vom Recht auf eine Wohnung entkoppelt wurde. Die ersten 20 Stunden musste man ehrenamtlich und ohne Gegenleistung einbringen, alle weiteren Stunden wurden auf unterschiedlichste Art und Weise abgegolten. Dadurch entstanden kreative und ethik-konforme Lösungsansätze hinsichtlich Parkplätzen, Wohnjoker (nur auf 3 Jahre, z.B. für Trennungen, ältere Angehörige usw.), Mitzahlung von Gemeinschaftsräumen, demografischer Verteilung der Einwohner (vgl. mit Demografie der Schweiz), Solidaritätsfonds uvm.

Incredible Edible Todmorden
Jede öffentliche Fläche in der britischen Ortschaft Todmorden wurde nach den Ansätzen der Permakultur mit Nutzpflanzen bepflanzt. Die Herausforderung ist, dass dies nicht nur für die Nutzer:innen gut aussieht, sondern auch für jene Bewohner:innen, die nicht Teil der Initiative sind. Der positive Effekt ist spürbar auf vielen Ebenen für die gesamte Gemeinschaft.

Middlgrunden Wind-Energy Cooperative
Im Hafen Kopenhagens wurde eine Kooperation mit dem städtischen Energieanbieter eingegangen. Diese Kooperation hat vor allem geholfen das Risiko im Ernstfall zu reduzieren – tatsächlich hat es funktioniert und heute gibt es eine lebendige Kooperative mit mehreren Tausend Mitgliedern.

Acht Schlüsselerfahrungen

  1. Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit klar herausarbeiten
    Achtung: Bedingungen der Kooperation konkret definieren um potenzielle Risiken einer Einhegung zu vermeiden
  2. Leitbilder oder Manifeste sind wichtig
    Achtung: sollen aber keine Zwangsjacke werden!
  3. Gemeinsame Gegner oder Probleme können der Konsolidierung helfen, aber auch zum Hindernis werden.
    Achtung: Auf das ‚wofür‘ konzentrieren, nicht nur auf das ‚wogegen‘.
  4. Schließt euch mit Gleichgesinnten zusammen und nutzt Rolldifferenzierung und Kooperation aus
    Tipp von Düsselgrün: Wir müssen nicht alles wissen oder besitzen. Wir müssen nur Leute kennen, die etwas wissen oder besitzen.
  5. Skalierung, Umzug, Transformation als Stresstest
    Achtung: Wachstumsschmerzen helfen zu erkennen, wo es Entwicklung braucht.
  6. Differenzierte Medienpräsenz kann breitere Sichtbarkeit mit sich bringen
  7. Strukturen auf die reale Situation ausrichten (auch wenn sie sich ändert)
    Tipp: Menschen dort abholen wo sie sind, anstatt sie aufzufordern sich an dich anzupassen.
  8. Trotz alldem soll es ja auch Spaß machen!

Machen.. Commoning. Do it. Make it happen.
Abschließend teilte Mary noch einen wichtigen Tipp für alle, die Commons Projekte starten wollen:

(c) Dr. Mary Dellenbaugh-Losse, abschließender Tipp aus dem Projekt Düsselgrün

Das Buch Urban Commons Cookbook ist bisher nur auf Englisch erschienen, jedoch unter einer Creative Commons Lizenz frei downloadbar oder gegen einen Unkostenbeitrag bei Mary bestellbar.

Vortrag zum Nachschauen für Zuhause
Der gesamte Vortrag sowie ein anschließendes Q & A der Teilnehmer:innen mit Mary kann hier nachgeschaut werden.

Mary Dellenbaugh-Losse ist Co-Autorin des „Urban Commons Cookbook“ und kam extra aus Berlin zu „Gemeinschaffen – die Startveranstaltung“ angereist. Ihre motivierende Präsentation über Best-Practice-Beispiele aus ganz Europa kann hier nachgeschaut werden.

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