Das einjährige Projekt mit dem Titel „Verwaltung der Zukunft“ initiiert einen Innovationsprozess für die Hausverwaltungen der gemeinnützigen Bauträger. Das Projekt versteht sich als Einladung an alle, die die Bedeutung der Hausverwaltungen sichtbar machen und ihre Rolle für eine sozial nachhaltige und klimafitte Zukunft mitgestalten wollen. Dies wollen die Projektinitiator:innen, Petra Hendrich und Gernot Tscherteu (realitylab), Carmen Böcskör (Hausverwalterin bei der WBV-GPA) und Andrea Reven-Holzmann (Sozialforscherin und Mitglied des Grundstücksbeirats) erreichen, indem vor allem den Hausverwalter:innen selbst eine Plattform für Austausch und Entwicklung geboten wird. In diesem Blogbeitrag wollen wir die Hintergründe des Projekts vorstellen, einen Einblick in die Auftaktveranstaltung geben und die nächsten Schritte skizzieren.
Der Hintergrund
In den Gesprächen der Projektinitiator:innen zeigte sich, dass die Hausverwaltung eine ganz zentrale Rolle im Wohnbau spielt, die mitunter zu wenig wahrgenommen wird. Dem Open Space sind einige Vorgespräche und kleine Gesprächsrunden mit Verwalter:innen, Bewohner:innen und Expert:innen vorausgegangen. Mit dem Open Space und den darauffolgenden Entwicklungsgruppen, soll diese Rolle sichtbarer gemacht und wertgeschätzt werden, indem aktuelle Herausforderungen diskutiert und Lösungsansätze vertieft werden. Bis Ende des Jahres 2023 entsteht so eine Perspektive, wie die Arbeit an der Verwaltung der Zukunft weitergehen wird.
Wir kennen die Herausforderungen und Probleme von Hausverwaltungen aus erster Hand und sehen gleichzeitig die großen Potentiale, die in den Hausverwaltungen stecken – auch hinsichtlich ihres Stellenwerts für den Klimaschutz und die friedliche Entwicklung unserer Gesellschaft. Die Hausverwaltung ist der/die langfristige Ansprechpartner:in für die Bewohner:innen, sie ist das Gesicht eines erfolgreich geförderten Hauses.
Petra Hendrich, Eröffnungsworte Open Space, 09.Mai 2023
Hausverwaltungen haben potentiell eine wichtige Rolle bei der Klima- und Energiewende: In der „Verwaltung der Zukunft“ können sie beim Management von Ressourcen – wie Räumen, Mobilität und Energie – einen zentralen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten. Gleichzeitig bedeutet das aber auch eine Mehrbelastung, zum ohnehin schon hohen Arbeitsaufwand. Wir wollen gemeinsam Wege aus dieser Situation finden. Ziel dieses Projekts ist es deshalb, ein Bewusstsein für das ökologische und das soziale Potential einer innovativen Hausverwaltung zu schaffen, Hindernisse zu beschreiben, und schließlich Maßnahmen und Innovationen gemeinsam zu erarbeiten.
Die Auftaktveranstaltung
Beim Open Space wird das Konzept einer Konferenz mehr oder weniger umgedreht. In den Pausen ergeben sich oft die fruchtbarsten Gespräche. Daher darf sich der Open Space auch ein wenig nach Kaffeehaus anfühlen. Die Teilnehmenden sind für den Inhalt ebenso verantwortlich wie für die Lernprozesse, die Kommunikation und die Kultur des Open Space.
Am 09. Mai 2023 hat der Open Space im WEST, in der Bibliothek der alten Wirtschaftsuniversität stattgefunden. Insgesamt 75 Teilnehmende haben teilgenommen – von Hauverwalter:innen und Geschäftsführungen, über Projektentwickler:innen und Expert:innen für Recht und Energie bis hin zu sozialen Institutionen. Gemeinsam wurde ein Innovationsprozess gestartet. An insgesamt sieben Thementischen wurden folgenden Fragen und Themen diskutiert:
- Soziale Nachhaltigkeit, Kommunikation mit der Hausverwaltung und Besiedlungsbegleitung
- Kommunikation zwischen Bewohner:innen und zur Hausverwaltung: Wie nehmen wir alle mit, dass eine gute Nachbarschaft als wertvoll erachtet wird?
- Welche gesetzlichen Änderungen braucht es damit Hausverwaltungen, Eigentümer:innen und Mieter:innen die Energie-, Wärme- und Kühlwende umsetzen können?
- Die Rolle der Verwaltung in Gesellschaft und im Unternehmen: Wie werden die Themen und Erfahrungen wieder zurückgespielt?
- Was sind Vor- und Nachteile der Digitalisierung? Wie schaffen wir barrierefreie Digitalisierung?
- Welche Infos brauchen Hausverwaltungen, um Dekarbonisierung und thermische Sanierung voranzutreiben oder umzusetzen?
- Berufsbild der Hausverwaltung und Hausverwalter:innen in der Zukunft
Die Anwesenden haben ihr Wissen und ihre praktischen Erfahrungen geteilt. Gemeinsam wurden die brennenden Fragen zum Thema „Verwaltung der Zukunft“ aus unterschiedlichen Perspektiven bearbeitet und Lösungsansätze entwickelt, die in Entwicklungsgruppen weiterentwickelt werden.
Die Entwicklungsgruppen
Am Ende des Open Space haben sich drei Entwicklungsgruppen gebildet, welche sich in zwei Workshops (einmal im Sommer und im Herbst 2023) wieder treffen und aus den entwickelten Ansätzen möglichst konkrete Lösungen entwickeln , die umgesetzt werden können. Im Folgenden wollen wir einen kleinen Einblick in die Inhalte der Entwicklungsgruppen geben.
Entwicklungsgruppe 1 – Kooperation zwischen den Bauträgern.
Hier werden Themen auf den Weg gebracht, die nicht von einem Bauträger allein gelöst werden können. Folgende Lösungsansätze fließen mit ein:
- Infodatenbank: FAQs, Wissensmanagement über technische und rechtliche Fragen zur Dekarbonisierung
- Vernetzungsplattform für Bauträger für bewährte Lösungen im Bereich der Sanierung
- Umgang mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz (WG) inkl. wohnrechtliche Begleitänderungen in MRG, WEG und WGG
- Agentur für Digitalisierung die z.B. Hilfe anbietet für die Entwicklung von digitalen, schwarzen Brettern und Bewohnerinformationssystemen zur strukturierte Schadensmeldung, uvm.
Entwicklungsgruppe 2 – Weiterbildung und Vernetzung
Hier überlegen sich die Teilnehmenden, wie sich Vernetzung und Weiterbildung von Hausverwalter:innen, aber auch Planer:innen, die mehr Bewusstsein für den Betrieb der Häuser entwickeln sollen, gestalten lässt. Folgende Lösungsansätze fließen mit ein:
- Wissenstransfer in beide Richtungen auf Augenhöhe zur Begleitung und Bewohner:innenarbeit
- Ausbildung neu denken (Social Skills und Trainee Programm)
- Miteinander arbeiten über verschiedene Projektphasen hinaus
- Integration von Praxiserfahrung in die Weiterbildung für Architekt:innen, Hausverwaltungen uvm.
Entwicklungsgruppe 3 – Soziale Bestandsentwicklung
In dieser Gruppe sollen Prozesse der sozialen Nachhaltigkeit für den Bestand und die Herausforderungen der Sanierung und Dekarbonisierung weiterentwickelt werden. Folgende Lösungsansätze fließen ein:
- Kommunikation im Bestand: Ansprechpartner:inen vor Ort finden
- Laufende inhaltliche Auftrags- und Prozessabstimmung und -anpassung
- Kennenlerntreffen vor Bezug (ab 50% Vergabe)
- Gruppe vor Bezug aufbauen
Die nächsten Schritte
Am 22.November 2023 werden die Ergebnisse aus den Entwicklungsgruppen präsentiert. Die Veranstaltung wird wieder im Festsaal der Alten WU stattfinden. Wenn Sie darüber informiert bleiben wollen, schreiben Sie uns unter verwaltungderzukunft@realitylab.at. Weitere Infos zum Projekt finden Sie auch auf unserer Website.
Durch die Förderung der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft ist es uns möglich den gemeinsamen Entwicklungs- und Innovationsprozess kostenlos anzubieten. Das Projekt wird außerdem vom Verband der gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen, dem wohnfonds_wien und der Wohnen Plus Akademie unterstützt. Mehr Infos zum Projekt gibt es auf der Website.